Blässhühner am Teich fotografieren - Actionfotografie im Frühjahr

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Das Blässhuhn rennt förmlich über das Wasser. Das noch sichtbare aufspritzende Wasser lässt einen erahnen, wie schnell diese Szene vor sich ging.

Blässhühner (Fulica atra) sind an unseren Gewässern sehr häufig anzutreffen. Rund 5000-8000 Paare bewohnen Seen und Teiche in der ganzen Schweiz (Quelle: Schweizerische Vogelwarte). Die typischen Merkmale von Blässhühnern sind das schwarze Gefieder und der weisse, leicht rosa schimmernde Hornschild oberhalb des Schnabels. Gerade wegen ihrer Häufigkeit geraten Blässhühner in der Naturfotografie oftmals etwas in Vergessenheit. Ein Tier zu fotografieren, welches so häufig anzutreffen ist, ist doch nicht interessant. Oder liege ich da falsch? Ich finde, dass es gerade deshalb interessant ist, Blässhühner zu fotografieren. Oft zeigen Sie auch nur wenig Scheu und lassen sich gut aus der Nähe beobachten. Gegen das Ende des Winters und im Frühjahr, wenn die Brutzeit bevorsteht, ist auf den Gewässern in Gruppen von Blässhühnern richtig etwas los.

Meine Bildidee

Schon seit vielen Jahren wollte ich ein Blässhuhn fotografieren, welches „über das Wasser rennt“. Ich habe ähnliche Bilder schon bei anderen Fotografen gesehen und hatte eine bestimmte Vorstellung, wie mein Bild aussehen soll. Lange wusste ich aber nicht, wie ich vorgehen soll, um an ein solches Bild zu kommen. An welchem Ort komme ich genügend nahe an die Blässhühner ran? Wann zeigen die Blässhühner dieses Verhalten? Muss ich für dieses Bild selber ins Wasser steigen oder geht sowas auch vom Ufer aus? Wie und wo befestige ich die Kamera? Diese und noch andere Fragen gingen mir durch den Kopf.

Die Brutzeit von Blässhühnern liegt anhängig von der Witterung zwischen Ende März und August. Erste Revierstreitigkeiten sind schon Ende Januar zu beobachten. Die Häufigkeit der Straitigkeiten nimmt zu, sobald Blässhühner beginnen, ihre Nester zu bauen. Denn wenn sich andere Blässhühner zu nahe an den künftigen Brutplatz trauen, werden sie heftig vertrieben. Genau dies ist auch der beste Zeitpunkt für solche Bilder. Mit den Jahren kennt man immer wie mehr Plätze, wo die Bedingungen gegeben sind, dass ein solches Bild machbar sein könnte: Der Standort muss so sein, dass die Kamera unmittelbar oberhalb der Wasseroberfläche platziert werden kann. Also muss der Uferbereich völlig flach sein. Idealerweise ist ein Uferbereich in der Nähe, der dicht bewachsen ist und deshalb für die Blässhühner als Brutrevier in Frage kommt. Hat man einen solchen Platz gefunden, muss man nur noch dort sein, wenn etwas passiert. Klingt doch ganz einfach, oder?

Die Umsetzung

Dieses lang ersehnte Bild entstand Ende Februar 2021 an einem Teich. Die Blässhühner zupften schon an Pflanzenteilen und zwei Tiere brachten immer wieder Blätter und Halme auf einen aus dem Wasser ragenden Haufen. Die Sonne stand schon tief und beleuchtete den trockenen Schilfgürtel im Hintergrund von der Seite. Die Kamera lag auf einem Kissen am Ufer und das Display war ausgeklappt, damit ich mich nicht auf den Boden legen musste – mein Nacken war dankbar. Es waren noch andere Blässhühner auf dem Teich unterwegs. In der Nähe des künftigen Nisthaufens kam es wie erwartet immer wieder zu Verfolgungsjagden. Einmal jagte das mit dem Nestbau beschäftigte Tier einen Eindringling in meine Richtung und ich und auch der Autofokus der Kamera waren tatsächlich schnell genug, dieses Bild zu machen.

Vorbereitung und Wissen über das gewünschte „Fotomotiv“ sind die Bedingungen für das Gelingen von Bildern in der Naturfotografie. Das hört und liest man überall und immer wieder. So banal es klingen mag: Bilder machen kann man nur, wenn man auch draussen ist. Schon nur damit erhöht man die Chance auf „das“ gewünschte Bild. Denn in der Tierfotografie gehören oft auch Zufälle dazu, die auch mit der besten Vorbereitung nicht herbeigeführt werden können.

Technische Daten

Canon EOS R | 600 mm | f/5.6 | 1/2500 s | ISO 800